Von: Unbekannt
Nun ist es schon 20 Jahre her...mein erstes Mädchentreffen! Ich erinnere mich jedoch noch sehr gut daran und wie oft habe ich schon dankbar an die H.D.I- Zeit zurückgedacht, mit einem stummen (oder auch gesprochenen) Dankeschön an diejenigen, die es ermöglichten. Ein Anteil an allen meinen guten (auch wenn diese leider noch dürftig sind) Taten möget ihr beide immer haben - Inscha Allah!
Damals war ich sieben oder acht und flog allein mit dem Flugzeug (sehr spannend, aber eine andere Geschichte) nach Frankfurt. Meine Mutter war zwei Jahre zuvor zum Islam konvertiert und für mich war diese "neue" Religion etwas altbekanntes, etwas nach dem ich immer gesucht und das mich jetzt gefunden hatte. Kurz gesagt: Mein Herz war voller Begeisterung und Liebe, das nur darauf wartete, andere Mädchen in meinem Alter kennen zu lernen. Und trotzdem war ich auch ein bisschen aufgeregt. Wie würde es sein, sieben Tage weit entfernt von meinen Eltern und Geschwistern in völlig fremder Umgebung zu verbringen?
Aber schon als ich in Frankfurt ankam, und an der Hand einer Stewardess (die sehr nett war und mir sogar Cola anbot, die ich dankend ablehnte, da ich dachte, sie würde was kosten J) zum ersten Mal Muhammad Siddiq sah, lösten sich meine Bedenken in Luft auf. Ich hatte keinerlei Angst vor ihm und fühlte mich sogleich vertraut. In Lützelbach angekommen war ich allein schon von der Landschaft begeistert. Und auch die anderen Mädchen nahmen mich liebevoll (ich war die kleinste) auf. Die sieben Tage vergingen einerseits wie im Flug, andererseits jedoch waren sie aufgrund ihrer vielen Erlebnisse und Eindrücke, jeder für sich eine Woche wert. Zu merken, dass noch andere die Liebe zum Islam verband, bedeutete mir sehr viel. Es ging vordergründig gar nicht um eine strenge Praktizierung, das lief ganz selbstverständlich und war Bestandteil des Tagesablaufes.
Was haben wir gelacht und rumgekichert, oft auch noch, als längst Schlafenszeit war. Im Nachhinein schäme ich mich ein wenig dafür. Als Mutter weiß ich, wie nervig es sein kann, wenn die Rasselbande nach einem langen Tag einfach nicht Ruhe geben will.
Besonders interessant war natürlich auch das Zeltlager der Jungen und ich weiß noch wie ungerecht ich fand, dass wir Mädchen nicht auch zelten durften. Das wäre ein richtiges Abenteuer gewesen, aber auch die Zeit im Haus war Abenteuer genug. Wir machten eine Wanderung durch den Odenwald und fürchteten uns vor möglichen Wildschweinen, die sich jedoch (ich fand es insgeheim ein bisschen schade) nirgendwo blicken ließen.
Wir lernten auch ein, zwei kleine Suren mit Übersetzung, die mich sehr ergriffen. Aber es war vor allem die Freitagsrede, die sich in meinem Herzen verankerte.
Es war also Freitag und wir durften endlich den Zeltplatz besuchen, der damals nicht weit entfernt (in meiner kindlichen Wahrnehmung waren es ca. 20 Minuten zu Fuß) war. Dort hielt uns Muhammad Sidiq eine Rede, aus der ich bestimmt nicht alles behalten habe, aber eines werde ich nie vergessen: Er redete vom Herzen. Und davon, dass ein Mensch mit einem weißen Herzen zur Welt kommt und jedes Kind noch ein reines Herz besitzt. Später wenn das Kind erwachsen ist und Schlechtes tut, mit jeder schlechten Tat ein schwarzer Punkt das weiße Herz verschmutzt. Ich saß da und lauschte den kindgerechten und dennoch ernsten/wichtigen Worten! Alles in mir war angespannt von dem innigen Wunsch, mein Herz immer sauber zu halten. Kein einziger Punkt sollte es jemals verschmutzen!
Das waren die Erfahrungen (in Kurzform) meines ersten Mädchentreffens vor 20 Jahren. Mittlerweile habe ich selber zwei Töchter, die inscha Allah nächstes Jahr genauso begeistert vom Mädchentreffen sein werden, wie ich es war.
Liebe Aziza, lieber Muhammad Sidiq, wenn ich diese Ajah lese, dann denke ich an euch: Siehst du nicht, wie Allah das Gleichnis eines guten Wortes prägt? (Es ist) wie ein guter Baum, dessen Wurzeln fest sind und dessen Zweige bis zum Himmel (ragen). (14/24)
Jasakumu-Allahu Chairan- Möge Allah es euch besser vergelten!