... ist Khurrem Akhtar nach Berlin gefahren, um für sich ganz individuell, aber eben auch mit vielen anderen, Position zu beziehen für die Mehrheit der Muslime in Deutschland. Der Medienberater, der in seiner Freizeit Basketball spielt und viel reist, um dem Stress zu entgehen und neue Eindrücke aus der Welt zu gewinnen hat dazu seine Eindrücke festgehalten.
„Der Islam gehört zu Deutschland“, so sagte es die Bundeskanzlerin im Vorfeld der Mahnwache, die die muslimischen Verbände in Berlin ausgerufen haben. Am Dienstag nun sagte es auch Bundespräsident Gauck: "Wir alle sind Deutschland". Sie haben ein Zeichen gesetzt! Wir haben ein Zeichen gesetzt! Am Dienstag bin ich mit Freunden von Frankfurt nach Berlin gefahren, um ein Zeichen zu setzen. Um Flagge zu zeigen. Und in der Tat hat es sich gelohnt.
Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass koranische Suren am Brandenburger Tor über stadiontaugliche Lautsprecher rezitiert werden. Besonders gefallen hat mir dabei die Auswahl der Suren: "Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne dass es einen Mord begangen oder auf der Erde Unheil gestiftet hat, so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte", heißt es in der Sure 5. In der ebenfalls verlesenen Sure 49 wird daran erinnert, dass Menschen "zu Völkern und Stämmen gemacht" worden seien, "damit ihr einander kennenlernt. Der Geehrteste von euch bei Allah ist der Gottesfürchtigste von euch."
Dies war der Beginn einer Annäherung zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland. Wir haben nämlich ein von uns verlangtes Zeichen gesetzt. Nicht, dass wir es nötig haben uns von etwas zu distanzieren, wo es doch eigentlich keine Nähe gab. Doch wir waren in der Bringschuld, nachdem das Bild des Islam, vor allem durch die Medien geprägt, sehr negativ assoziiert wird.
Für mich war der Anlass dieser Veranstaltung, die Angriffe in Paris, nicht so maßgeblich, auch wenn es eine abscheuliche und unmenschliche, und somit auch unislamische Tat war.
Maßgeblich war unter anderem, dass ich sehr viele Deutsche ohne Migrationshintergrund gesehen habe. Unter anderem stand in der Menge direkt neben mir Jürgen Tritin. Dies verstehe ich als Zeichen eines Miteinanders, besonders, da wir Muslime zu dieser Veranstaltung aufgerufen hatten.
Gefallen hat mir auch die Ansprache Mazyeks, des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, den ich nun immer mehr in seiner Rolle als Kopf der islamischen Verbände sehe. Wir brauchen trotz Diskrepanzen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft einen starken Verband, der sich für unsere Interessen, die Interessen der 4 Millionen Muslime in Deutschland einsetzt. Daher sehe ich es als Zeichen, dass die größten islamischen Verbände ebenso vertreten waren.
Es war auch ein Zeichen, dass sämtliche großen Religionsgemeinschaften, christliche und jüdische, der Einladung des Zentralrats der Muslime gefolgt sind, um an der Mahnwache teilzunehmen.
Meine lange Fahrt hat sich daher gelohnt. Während der gesamten Veranstaltung fühlte ich mich wie euphorisiert, und als Teil Deutschlands, mehr denn je. Die Gänsehaut war daher auch nicht der Kälte geschuldet.
Wir Muslime haben sicherlich noch einen langen Weg. Aber ein erster und wichtiger Schritt ist getan. Um Verantwortung zu tragen, muss man auch Verantwortung übernehmen.
Ich bin Allah dankbar, ein Teil dieser deutschen Ummah der Muslime und Nicht-Muslime zu sein. Am Dienstag durfte ich dies zeigen. In Berlin hat es nun begonnen. Und damit es nun auch alle begreifen: Ich bin Muslim und Deutsch, und das ist auch gut so!